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Clemens J. Setz

Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes

Gelesen von Matthias Brandt

Eines Tages ist es da. Steht am Ende einer Sackgasse mitten in der Stadt. Es ist ein großes Kind. Den Blick hält es demütig zu Boden gesenkt, seine Haut ist rissig. Tagsüber versammeln sich die Bewohner der Stadt um dieses Kind, veranstalten Kundgebungen und Konzerte. Nachts schlagen sie auf es ein, mit Fäusten, Stöcken und Ketten – auf die Skulptur aus weichem, niemals trocknendem Lehm, auf das Mahlstädter Kind. Der Künstler hat es ihnen zur Vollendung überlassen, hat ihnen die Aufgabe übertragen, es „in die allgemein als vollkommen empfundene Form eines Kindes zu bringen“. Zuerst treibt die Kunstbegeisterung die Bewohner der Stadt, dann kommen sie als Pilger ihrer Wut, verlieren prügelnd die Kontrolle über sich und beinahe auch ihren Verstand.

Clemens J. Setz Hörbuch Produktverpackung

Nach den beiden von der Kritik bejubelten und mit Preisen ausgezeichneten Romanen Söhne und Planeten und Die Frequenzen legt der österreichische Autor Clemens J. Setz nun einen Band mit Erzählungen vor. Es sind Geschichten gespickt mit grotesken Ideen und subtilem Horror, voller gewalttätiger Momente und zärtlicher Gesten. Wie in den Romanen präsentiert sich Setz auch in der kurzen Form als scharfer Beobachter der menschlichen Natur und einfühlsamer, geradezu liebevoller Porträtist ihrer Eigenarten.

Ausgewählte Erzählungen der Originalausgabe des Suhrkamp Verlags

Regie: Wolfgang Stockmann

Musik: Carsten Dane

Erscheinungsdatum: 09.12.2011

Pressestimmen

»Setz, der scharfe Beobachter der menschlichen Natur und ihr liebevoller Porträtist, findet im Schauspieler Mathias Brandt den idealen Mitwirkenden bei der akustischen Inszenierung seiner Texte. Beeindruckend.« 
– BR 2 

»Da wagt einer das radikale Gegenprogramm zur hübsch verkasteten Literaturwerkstättenliteratur, bricht dunkle Lieder pfeifend aus den literarischen Reihenhaussiedlungen aus.«
– Elmar Krekeler, Die Welt

»Clemens J. Setz‘ achtzehn Geschichten kommen scheinbar harmlos daher, im Gewand einer Alltäglichkeit, die jeder zu kennen meint, und entwickeln dann eine Brutalität und eine Grausamkeit, auf die man jedes Mal von Neuem nicht gefasst ist. Dabei macht Setz etwas, das man sehr selten findet in der jungen deutschen Literatur. Er schreibt in aller Direktheit über Körper und Sex.«
– Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

»Diese Radikalität einer beinahe luftdicht abgepackten Verzweiflung gab es in der Literatur zuletzt in den Jahrzehnten, bevor Setz geboren wurde. Sie steckte in den Beckettschen Mülltonnen und den letzten Erzählungen und Stücken des alten Max Frisch.«
– Iris Radisch, Die Zeit

»Wenn Sex und Gewalt in dieser Form auch bislang nicht das Lieblingsthema der deutschen Literatur waren, so räumt Setz ihnen mit seinem neuen Buch einen gebührenden Platz ein.«
– Tobias Lehmkuhl, Cicero März 2011

»Feine Beziehungsgeflechte, die die eigenen Rezeptoren 'kitzeln'.«
– Nico Steckelberg, Der Hoerspiegel Dezember 2011

»Dass der Griot Verlag tolle Hörbücher macht, muss ich an dieser Stelle wohl nicht mehr erwähnen, denn mit Tom Reiss, Stefan Thome und zuletzt – großartig! - Albert Ostermaier habe ich immer wieder auf diese sowohl äußerlich sehr auffälligen, als auch inhaltlich bzw. von der gesamten Machart aus der Masse der Produktionen herausragenden Produkte hingewiesen. Nun liegt eine weitere Ko-Produktion der Häuser Suhrkamp und Griot vor, die Erzählungen des jungen Österreichers Clemens J. Setz, die unter dem Titel „Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ erfolgreich wurden und dem Autor den Preis der Leipziger Buchmesse 2011 eintrugen. Diese Erzählungen haben etwas Verwirrendes und Geheimnisvolles, der Autor will etwas von seinem Leser, er will ihn konfrontieren mit dem Bösen, dem Abgrund, der mitten unter uns ist, im Alltag, im Gewöhnlichen. Und er macht dies ganz modern, zeitgemäß, mit Bildern, Personenkonstellationen und Verhaltensweisen, die wir heute kennen. Eigentlich kann man diese unbarmherzigen Bestandsaufnahmen mit Raymond Carver oder mehr noch mit Richard Yates vergleichen, doch diese beiden Großen der Erzählung oder Short Story haben heute schon fast ein wenig Patina, wirken bei aller Zeitlosigkeit dessen, worüber sie schreiben, beinahe wie ein lange nicht benutztes Teil aus dem Kostümfundus. Das heißt nun nicht, dass Clemens J. Setz mit seinen 30 Jahren schon besser ist, als solche Heroen der Literatur, doch seine frische, moderne und schonungslose Erzählweise machen ihn zu einem, der eine eigene, sehr deutliche Stimme hat, der man in den kommenden Jahren noch oft wird lauschen wollen und müssen. Lauschen darf man hier, bei der von Wolfgang Stockmann wieder einmal famos in Szene gesetzten Arbeit, vor allem dem wunderbaren Matthias Brandt, der diese fragilen, kippenden, verblüffenden Erzählungen – es sind nicht alle aus dem Suhrkamp-Band, doch die hier versammelten sind zum Glück ungekürzt! - mit großem Variantenreichtum an Ausdruck und Sprache liest. Sein Repertoire scheint keine Grenzen zu kennen, er kriecht förmlich in die skurrilen Geschichten hinein, um dann von innen ohne jegliches distanzierendes Element ganz auf den Text konzentriert denselben wiederzugeben. Da haben zwei Meister der kürzeren Form einander gefunden.
Ob Hörbücher zur Verstärkung von Stimmung/Atmosphäre Musik benötigen bzw. Geräusche, weiß ich nicht sicher zu sagen. Richtig eingesetzt, ist es aber sicher ein zusätzliches Element, das verstärkend und erweiternd wirken kann. Im vorliegenden Fall gibt es Musik von Carsten Dahne, die unaufdringlich, deshalb aber nicht belanglos an den richtigen Stellen ihre Wirkung entfaltet, machmal sogar unter der Brandt'schen Stimme noch weiter zu hören ist und dadurch Vielschichtigkeit und Musikalität vermittelt.« 
– Martin Gaiser, Radio Free FM, Ulm

Auszeichnungen

bayern 2 favorit logo Bayern 2 Favorit im Januar 2012
»Setz, der scharfe Beobachter der menschlichen Natur und ihr liebevoller Porträtist, findet im Schauspieler Mathias Brandt den idealen Mitwirkenden bei der akustischen Inszenierung seiner Texte. Beeindruckend.« 

preis der leipziger buchmesse logo Preis der Leipziger Buchmesse 2011

»Täuschende Nachbarn, Prügelorgien der Kunst, verrückende Maschinen - diese Erzählungen locken den Leser in ein Labyrinth aus Zärtlichkeit, Gewalt, Liebe und Gemeinheit.«
– Aus dem Lob der Jury