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Heinrich von Kleist

Die Verlobung in St. Domingo

Gelesen und für die Hörbuchfassung bearbeitet von Heiner Heusinger

Zum Kleist-Jahr 2011 – mit umfangreichem Booklet zum Werk

Ungeduldig und dunkel käme er ihm vor, so Rilke über Kleist. Die Liebesgeschichte zwischen dem jungen Schweizer Gustav von Ried und der Mestizin Toni im heutigen Haiti, baute Kleist vor dem Hintergrund eines blutigen Sklavenaufstandes und einer hinterhältigen Menschenfalle auf. Toni ersinnt eine List, um dem Geliebten zu helfen, aber das Misstrauen ist stärker als die Liebe. „Du hättest mir nicht misstrauen sollen“ sind Tonis letzte Worte an den Geliebten…

Wenn wir uns eine Erzählung als eine Art „Automat" oder „Maschine" denken, die den Zuhörer dazu verführen, seine eigenen Bilder und Vorstellungen vom Gang der Ereignisse zu entwickeln, und ihn in seinen Hoffnungen, alles möge vielleicht doch noch gut enden, immer wieder bestärken, dann sind Kleists Erzählungen Fallen. Erzählfallen, die uns in die Irre führen. St. Domingo ist eine Karibikinsel, heute bekannt als „Haiti". Trügerisch schon der Name... Denn St. Domingo ist nicht das Urlaubsparadies „DomRep", die Kurzform für Dominikanische Republik, obwohl beide, der Touristenmagnet wie auch Haiti, auf derselben Karibikinsel Hispaniola liegen. Mit einer Verlobung in der Karibik verbinden wir in Gedanken die romantische Besiegelung einer Liebe bei Mondschein am sanft rauschenden Meeresgestade. Sich küssen unter Palmen. Und schon sitzen wir in der Falle! Denn nichts davon treffen wir bei Kleist. Er ist so erschreckend modern, dass er von seinen Zeitgenossen kaum verstanden wurde. Und verstehen wir ihn? Wir Heutigen, die wir glauben, uns behaglich mit der Moderne arrangiert zu haben? Kleist ist, trotz der Sprache des 18. Jahrhunderts, ein radikal Moderner. Sperrig, düster, unbequem. Er erschüttert und schockiert. Vergleichbar etwa mit heutigen Künstlern der Moderne, die, wie Patricia Waller, mit traditionell verspielter, hausfraulich motivierter Häkeltechnik Skulpturen von albtraumhaftem Ausmaß schafft. Oder Irene von Neuendorff, die kunstvolle Figuren, Pflanzen und Tiere mittels fragiler Maltechnik nach Art der alten Meister der Meissener Porzellanmanufaktur nicht etwa auf Tellern und zierlichen Tässchen anbringt, sondern auf verbleichten Tierschädeln ehemals von ihren Besitzern verhätschelter Haustiere, edelste Vergoldung inklusive. Doch was bei diesen zeitgenössischen Künstlern die ironische Distanz und der souveräne Schalk ausmacht, ist bei Kleist nicht zu finden. Kleist findet keine Distanz zu seiner inneren Zerrissenheit. Im Alter von 34 Jahren nahm er sich das Leben, nachdem er zuvor seiner an Krebs erkrankten Freundin Henriette Vogel das qualvolle Sterben ersparte und sie mit ihrem Einverständnis erschossen hatte.

Lesung einer gekürzten Hörbuchfassung

Regie: Wieland Haas

Bearbeitung: Heiner Heusinger

Erscheinungsdatum: 25.05.2009

Pressestimmen

»Ein Klassiker der Literatur in einem gut inszenierten Hörbuch.«
– Michael Brinkschulte, www.der-hoerspiegel.de

»Heinrich von Kleists beklemmende Parabel als lebendige Lesung von Heiner Heusinger. Ein Klassiker der in keiner Sammlung literaturbegeisterter Hörbuchfreunde fehlen sollte.«
– Florian Hilleberg auf www.literra.de